PDF-Download Die gemachten Mörder: Wenn Jugendliche zu Tätern werden â• Wege aus der Gewaltspirale (Sachbuch. Bastei Lübbe Taschenbücher), by Rolf Bossi
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Produktinformation
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Verlag); Auflage: 1 (17. März 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404606140
ISBN-13: 978-3404606146
Größe und/oder Gewicht:
12,6 x 2,1 x 18,8 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.0 von 5 Sternen
1 Kundenrezension
Amazon Bestseller-Rang:
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‚Deutschland schafft sich ab’ von Thilo Sarrazin und der zuvor veröffentlichte ‚Die gemachten Mörder’ von Rolf Bossi, zeigen deutliche Parallelen und sind doch total unterschiedlich:Das beginnt schon bei der äußeren Aufmachung:Zeigt die Titelseite von ‚Deutschland schafft sich ab’ nüchterne Titel und Autorennamen, so soll das Titelbild von ‚Die gemachten Mörder’ wohl Vertraulichkeit und Treppenhausatmosphäre suggerieren. Das Rolf Bossis Buch im Bastei Verlag veröffentlicht wurde, macht die Sache auch nicht besser, schließlich haben die auch die literarischen Produkte einer Sonya Kraus veröffentlicht und Leser mit eher bescheidenen Ansprüchen seit rund 50 Jahren mit der schwarzweißen Welt eines gewissen G-man vertraut gemacht …Aber zum Inhalt des Buches:An Thilo Sarrazins ‚Deutschland schafft sich ab’ gefiel mir sehr wegen seiner sachlich-rationalen Art, die sich auf seriöse wissenschaftliche Untersuchungen stützt. Derlei lässt sich von ‚Die gemachten Mörder’ leider nicht behaupten:Zwar prangert auch Rolf Bossi zu Recht gravierende Fehlentwicklungen unserer Gesellschaft und unserer Jugend und jungen Generation an – jedoch ohne auf die seit Jahrzehnten schwelenden Hintergründe einzugehen:Der Autor beklagt die zunehmende Aggression und Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen, deren Wohlstandsverwahrlosung und mangelhafte Bildung und somit schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt – und genau das ist der Schwachpunkt:Ähnlich wie Thilo Sarrazin reduziert auch Rolf Bossi unseren Nachwuchs hauptsächlich auf die Rolle als Rohmaterial für die Wirtschaft und Arbeitswelt, ohne sich dafür zu interessieren, was der Nachwuchs will.Dass frühere Generationen von Kindern und Jugendlichen unzufrieden und genervt im Schulunterricht saßen und diversen Lehrern ausgeliefert waren (Hat überhaupt irgendjemand positive Erinnerungen an seine Schulzeit?) und es auch später in Ausbildung und Arbeitswelt nicht besser wurde, wird vom Autor nicht thematisiert. ‚Die gemachten Mörder’ erweckt den Eindruck, als wäre die moderne Gewaltbereitschaft nicht etwa durch ständige Demütigungen in Schule und Arbeitswelt entstanden, sondern von heute auf morgen vom Himmel gefallen.Denn wenn der Nachwuchs mitkriegt, dass die eigenen Eltern seit Jahren und Jahrzehnten in einem öden Job malochen, aber dennoch nur das Schwarze unter’m Nagel haben und noch immer in einer Drei-Zimmer-Wohnung zur Miete leben , dann ist kaum anzunehmen, dass Jugendliche motiviert werden, ihr Leben auf ähnliche Weise zu verschwenden und sich ebenso ausnutzen zu lassen in einem Job, in dem sie schuften sollen, um zum Reichtum und Wohlstand anderer beizutragen. Um dies zu erkennen, bedarf es keines psychologischen Studiums, aber zu derlei Einsichten kann sich unsere Leistungs- und Wirtschaftselite offenbar nicht durchringen:Wäre ja noch schöner, in unserem ach so tollen System, unserer Wirtschaft und Gesellschaft die Ursache für die zunehmende Jugendgewalt zu suchen …Rolf Bossi dagegen sucht die Schuld nicht bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, sondern bevorzugt im ausufernden Unterschichtenprogramm der Fernsehsender, bei Gewaltfilmen, sog. Killerspielen und privaten Schusswaffenbesitz. Der Autor beklagt auch die angeblich zunehmende Ausbreitung von rechtsradikalem Gedankengut und besonders die zunehmende rechte Szene in den neuen Bundesländern. Auch hier vermittelt das Buch den Eindruck, als wäre diese Entwicklung von heute auf gestern vom Himmel gefallen:Dass die neuen Bundesländer nach der Wende von Politik, Wirtschaft und Medien weitgehend vergessen wurden und oft nur in Verbindung mit negativen Schlagzeilen erwähnt werden, wird ebenso wenig thematisiert wie dass eine solche Vernachlässigung die Erfolge nicht nur rechter, sondern auch linker Gruppen und Parteien, zumindest gefördert hat.Auch andere Ursachen für (Jugend-)Gewalt und eine zunehmende Abwendung der Bürger von demokratischen Werten lässt Rolf Bossi unbeachtet:Wenn von Gutmenschen, Gleichheitsideologen und Weltverbesserern diverse gesellschaftliche und politische Veränderungen voran getrieben werden, wenn Minderheiten neue Rechte bekommen, ohne die Bürger, also die Mehrheit nach ihrer Meinung zu fragen, obwohl doch klar sein dürfte, dass viele solcher Veränderungen auf Widerstand stößt, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Bürger mit Gewalt antworten und sich alternativen Ideologien zuwenden. Auch bei dem Hang zur Gewalt bei neuen Generationen zeigt sich, dass alternative Lebensgemeinschaften, gewaltfreie Erziehung und die zunehmende Auflösung eines Grundpfeilers unserer Gesellschaft, nämlich der Ehe von Mann und Frau, vielleicht doch keine so gute Idee waren …Die Schwarzmalerei in ‚Die gemachten Mörder’ erweckt jedoch den Eindruck, als stünde das vierte Reich kurz bevor, dabei wird eine solche Entwicklung doch auch eben durch eine solche Berichterstattung und Aufmerksamkeit forciert:Kaum eine Woche, in der nicht auf irgendeinem TV-Sender irgendeine Doku über WWII, Drittes Reich oder diverse Nazi-Größen gezeigt wird und wann auch irgendeine rechte Demo stattfindet, können sich die Veranstalter der Aufmerksamkeit der Medien sicher sein. Dass derlei dann schnell zu einer Art selbsterfüllender Prophezeiung wird, dürfte klar sein, ebenso wie dass die moderne politische Korrektheit und Gutmenschentum ihren Teil dazu beitragen dürfte.Jedoch ist auch derlei schnell überbewertet, schließlich gibt es auch in anderen Ländern rechte Parteien, ohne dass dies zu einem Umsturz von Regierung und System geführt hat. Und dort, wo es (extrem) linke Parteien gibt, sollte es eben auch rechte Parteien geben dürfen, schon um das politische Gleichgewicht zu wahren. Eine moderne Demokratie sollte derlei aushalten können!Das bedeutet nicht, dass Rolf Bossi damit Unrecht hat, aber all dies sind bestenfalls Folgeerscheinungen, jedoch kaum die eigentlichen Ursachen.Ist Thilo Sarrazin ein kühler Analytiker, der leidenschaftlich unbequeme Wahrheiten verkündet und einer bisher schweigenden Mehrheit eine laute und deutliche Stimme gibt, so wirkt Rolf Bossi eher wie der Grumpy Old Man, der die neuen Zeiten und neuen Generationen nicht versteht und sich stattdessen die guten, alten Zeiten zurück wünscht, in denen Kinder und Jugendliche nicht aufgemuckt haben, sondern sich widerstandslos alles von Erwachsenen, Pädagogen, Lehrern und Vorgesetzten, gefallen haben lassen und so genau jene willigen und billigen Befehlsempfänger waren, die sich unsere Wirtschaft wünscht …‚Die gemachten Mörder’ wirkt somit wie das Sprachrohr einer Wirtschaft und Gesellschaft, die noch immer nicht realisiert haben, dass die neuen Generationen nicht mehr bereit sind, sich weiterhin in der Opferrolle einzufinden, sondern eigene Vorstellungen realisieren wollen, die mit Ökonomie und Leistung manchmal schwer in Einklang zu bringen sind!Ähnlich wie Thilo Sarrazins ‚Deutschland schafft sich ab’ oder Heinz Buschkowskys ‚Neukölln ist überall’ werden auch in ‚Die gemachten Mörder’ unbequeme Wahrheiten propagiert, die diverse Gutmenschen gegen sich aufbringen dürften. Aber auch, wenn ‚Die gemachten Mörder’ sein Potential nicht ausgeschöpft hat, so machen solche neuen, unbequemen Bücher doch bewusst, wie wichtig es ist, gegen irrationales Gutmenschentum und Gleichmacherei, gegen Ignoranz und falsche Politik, klar Stellung zu beziehen und Widerstand zu leisten.
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